Erfahrungen aus der Praxis
Warum KI keine echte Rede schreiben kann
In meiner Arbeit als Ghostwriter für Reden – mit mittlerweile über 5.700 verfassten Reden – begegnen mir immer wieder die unterschiedlichsten Anforderungen und Wünsche. In letzter Zeit stellen mir viele Kunden die Frage: „Kann nicht auch eine Künstliche Intelligenz meine Rede schreiben?“ Die Antwort ist komplex, aber eindeutig: Eine KI kann vieles, aber eines fehlt ihr grundlegend – Empathie. Und ohne diese bleibt jede Rede oberflächlich.
Was KI kann – und was nicht
Natürlich beeindruckt die Geschwindigkeit, mit der KI Texte erstellt. Sie analysiert riesige Datenmengen, erkennt Muster und formuliert ansprechend. Aber genau hier liegt das Problem: KI versteht Sprache als Datenmuster, nicht als Ausdruck menschlicher Erfahrungen oder Emotionen. Eine Rede, die mitreißen soll, braucht mehr als korrekte Grammatik oder wohlklingende Formulierungen. Sie muss eine Geschichte erzählen, die Zuhörer erreicht, inspiriert und bewegt – und das gelingt nur mit einer tiefen Verbindung zur menschlichen Erfahrung.
Meine Erfahrung: Reden brauchen Emotionen, nicht nur Worte
Bei der Erstellung tausender Reden habe ich gelernt: Die besten Reden entstehen durch das Zuhören. Oft sind es die kleinen, unscheinbaren Details, die eine Rede einzigartig machen. Die Anekdote, die nur Sie erleben konnten, oder die Werte, die Sie auf ganz eigene Weise leben – das sind die Elemente, die Ihr Publikum berühren.
Eine KI würde diese Details nicht erkennen oder richtig einordnen können. Sie würde vielleicht versuchen, sie zu imitieren, aber ohne das Verständnis für deren Bedeutung. Ein Beispiel aus meiner Praxis: Ein Kunde wollte in seiner Rede seinen Vater ehren. Die KI formulierte höfliche Floskeln, aber sie erfasste nicht den Stolz, die Dankbarkeit und die Emotionen, die mein Kunde ausdrücken wollte. Hier zeigt sich: Nur ein Mensch kann die richtigen Worte für solch einen Moment finden.
Warum Empathie der Schlüssel zu jeder gelungenen Rede ist
Wie ich in meiner Arbeit oft beobachte, hängen die besten Reden nicht nur von den Worten ab, sondern davon, wie sie sich anfühlen. Die Rede muss zum Redner passen – sie darf nie aufgesetzt oder fremd wirken. Dieses „Gefühl für die richtige Sprache“ entsteht durch Empathie: durch das Verstehen, was Sie sagen möchten und wie Sie es sagen wollen. Eine KI kann diese feinen Nuancen schlicht nicht leisten.
In einer Rede vor einem anspruchsvollen Publikum – sei es auf einer Gala, bei einem Firmenjubiläum oder einer privaten Feier – entscheidet dieser Unterschied zwischen Erfolg und Langeweile. Wenn ich eine Rede verfasse, stelle ich mir immer vor: Wie wird sich der Redner fühlen, wenn er diese Worte spricht? Und wie wird sich das Publikum fühlen, wenn es diese Worte hört? Genau diese Perspektive macht den Unterschied.
Wann KI nützlich sein kann – und wo ihre Grenzen liegen
Natürlich kann eine KI unterstützend sein, beispielsweise für einfache Strukturierung oder als Ideengeber. Aber ich betrachte KI immer als Werkzeug, nicht als Ersatz. Eine Rede lebt von Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Stil und Ihrer individuellen Botschaft – und diese lassen sich nicht automatisieren. Oder, wie es Phillip Follmer von der Freedom Writer Academy sagt: „KI kann Textarbeiten ausführen, punktet aber nicht durch Empathie.“
Wenn Sie überlegen, Ihre Rede von einer KI schreiben zu lassen, sollten Sie sich fragen: Reicht es Ihnen, eine generische Rede zu halten? Oder möchten Sie etwas schaffen, das wirklich zu Ihnen passt? Aus meiner Erfahrung weiß ich: Eine starke Rede braucht Authentizität, und die entsteht durch die persönliche Verbindung zwischen Redenschreiber und Redner.
Fazit: Reden schreiben bleibt eine menschliche Kunst
In einer Zeit, in der Technologien immer dominanter werden, sollten wir uns bewusst machen, was den Menschen ausmacht: Empathie, Kreativität und die Fähigkeit, Emotionen zu vermitteln. Eine KI mag Daten analysieren können, aber sie versteht nicht, was es bedeutet, ein Publikum wirklich zu berühren.
Jede Rede ist einzigartig, weil jeder Mensch einzigartig ist. Und diese Einzigartigkeit verdient es, in Worten lebendig zu werden.