Reden bei Meetings
Wie Sie wirkungsvoll sprechen
von Frank Rosenbauer | aktualisiert am 15.10.2025
Sie sitzen im Meeting, haben wichtige Gedanken zu teilen, aber wenn es darauf ankommt, fehlen Ihnen die richtigen Worte. Ihre Ideen gehen unter, Ihre Argumente verfangen nicht – und hinterher ärgern Sie sich, dass Sie es nicht besser gemacht haben.
Wie schaffen Sie es, bei Meetings so zu sprechen, dass man Ihnen zuhört, Sie ernst nimmt und Ihre Vorschläge umsetzt?
Mit diesem Artikel begleite ich Sie durch den Prozess. Sie bekommen praktische Hilfestellungen und sehr viele konkrete Textbeispiele.
Von der Vorbereitung Ihrer Wortbeiträge über die richtige Formulierung – ob spontan oder vorbereitet – bis hin zum passenden Tonfall: Sie erhalten hier alle Informationen, die Sie für wirkungsvolle Meeting-Beiträge benötigen.
Von Frank Rosenbauer M.A., hauptberuflicher Redenschreiber seit über 25 Jahren
Inhaltsverzeichnis

1. Sinn, Nutzen und Bedeutung wirkungsvoller Meeting-Beiträge
Schon Cicero wusste, dass nicht die Länge einer Rede, sondern ihre Wirkung zählt. Bei Meetings gilt das umso mehr. Mit einem klugen Wortbeitrag können Sie:
- Ihre fachliche Kompetenz unter Beweis stellen
- Entscheidungen in eine bestimmte Richtung lenken
- Ihre Position im Team stärken
- Missverständnisse klären, bevor sie zu Problemen werden
- Den Projektverlauf aktiv mitgestalten
Ihr Meeting-Beitrag ist mehr als nur ein Wortmeldung. Er ist ein strategisches Instrument, um Ihre Ideen durchzusetzen und Ihre berufliche Stellung zu festigen.
Studien zur Kommunikation in Unternehmen zeigen: Wer in Meetings überzeugend auftritt, wird als kompetenter wahrgenommen – unabhängig von der tatsächlichen Leistung. Ihr Auftritt im Meeting ist ein entscheidender Faktor für Ihre berufliche Entwicklung.
2. Der Inhalt: Was sagen Sie im Meeting?
Der Inhalt Ihres Beitrags sollte präzise, relevant und verständlich sein. Die richtigen Worte zu finden, fällt vielen Menschen schwer – besonders unter Zeitdruck. Deshalb finden Sie hier ausführliche Hinweise und Beispiele für Ihre Meeting-Beiträge.
2.1 Die angemessene Länge
Wenn ich Reden für Führungskräfte schreibe, kommt rasch die Frage nach der Länge auf. Ihr Meeting-Beitrag sollte weder zu knapp noch zu ausschweifend sein. Als Richtwert gilt:
- Kurze Wortmeldungen: 20 bis 45 Sekunden für Zustimmung, Rückfragen oder kurze Ergänzungen
- Mittlere Länge: 1 bis 2 Minuten für Sachdarstellungen, Vorschläge oder Einwände
- Ausführliche Beiträge: 3 bis 5 Minuten für Präsentationen, Analysen oder komplexe Argumentationen
Die Länge sollte zum Inhalt passen und die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht überstrapazieren. Bei umfangreichen Themen können Sie auch einen separaten Termin vorschlagen.
2.2 Der richtige Einstieg
In der hektischen Atmosphäre eines Meetings vergisst man leicht Strukturen. Daher mein Hinweis: Beginnen Sie klar! Der Einstieg richtet sich nach der Situation.
Verzichten Sie auf umständliche Einleitungen. Kommen Sie direkt zum Punkt. Eine klare Wortmeldung ist kein Grund, aus dem selbstbewussten „Ich sehe das anders“ ein vorsichtiges „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man das vielleicht auch anders betrachten könnte“ zu machen.
2.3 Einstiegsformulierungen für verschiedene Situationen
Beginnen Sie mit einer klaren Positionierung. Seien Sie stilistisch authentisch. Verbiegen Sie sich nicht, sondern sprechen Sie wie Sie selbst. Versuchen Sie nicht, den Kollegen etwas vorzumachen. Hier einige Beispielformulierungen für Sie:
Einen Vorschlag einbringen
„Ich hätte dazu einen konkreten Vorschlag: Wir könnten …“
„Aus meiner Erfahrung mit ähnlichen Projekten würde ich vorschlagen …“
„Was halten Sie von folgendem Ansatz: …“
Bedenken äußern
„Bevor wir das beschließen, sollten wir einen Punkt bedenken …“
„Ich sehe hier ein mögliches Problem: …“
„Mich beschäftigt dabei folgende Frage: …“
Zustimmen und ergänzen
„Dem stimme ich zu, und ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen: …“
„Genau dieser Punkt ist wichtig. Gleichzeitig sollten wir auch …“
„Das trifft es gut. Aus meiner Sicht kommt noch hinzu …“
Widersprechen
„Ich sehe das anders. Der Grund ist …“
„Da habe ich eine andere Einschätzung. Meiner Ansicht nach …“
„Dem möchte ich widersprechen, weil …“
Nachfragen
„Können Sie das konkretisieren? Mir ist nicht ganz klar …“
„Verstehe ich Sie richtig, dass Sie meinen …“
„Welche Auswirkungen hätte das auf …“
2.4 Konkrete Argumente statt vager Aussagen
Erwähnen Sie Fakten, Beispiele oder Erfahrungen, die Ihre Position stützen. Dies verleiht Ihrem Beitrag Gewicht:
Für fachliche Argumente
„Die Zahlen aus dem letzten Quartal zeigen eindeutig …“
„In einem vergleichbaren Projekt bei Kunde X haben wir gesehen, dass …“
„Laut der aktuellen Marktstudie von … verhält es sich so …“
Für praktische Bedenken
„In der Umsetzung bedeutet das konkret …“
„Das Team bräuchte dafür mindestens … zusätzliche Ressourcen.“
„Der zeitliche Aufwand liegt realistisch bei …“
Für strategische Überlegungen
„Aus strategischer Sicht sollten wir berücksichtigen, dass …“
„Langfristig hat das zur Folge …“
„Im Hinblick auf unsere Jahresziele ist wichtig, dass …“
2.5 Klare Struktur Ihrer Argumentation
Anders als weitschweifige Monologe, die oft das Wesentliche verwässern, sollten Sie auf eine klare Struktur achten – eine Fähigkeit, die gerade in Meetings entscheidend ist. Anders gesagt: Vermeiden Sie sowohl Belanglosigkeiten als auch übertriebene Komplexität. Finden Sie stattdessen Ihre eigene präzise Sprache, die sowohl verständlich als auch überzeugend ist.
Dreiteilige Struktur (bewährt)
„Erstens: Die Ausgangslage ist … Zweitens: Daraus ergibt sich … Drittens: Mein Vorschlag wäre daher …“
Problem-Lösung-Nutzen
„Das Problem ist aktuell … Meine Lösung wäre … Der Nutzen für uns liegt darin …“
These-Argument-Beispiel
„Meine Position ist … Der Grund dafür ist … Ein konkretes Beispiel: …“
Bauen Sie konkrete Zahlen, Daten oder Beispiele in Ihren Beitrag ein – das macht ihn glaubwürdig und überzeugend.
Beispiel für einen strukturierten Beitrag:
„Ich möchte auf die Deadline zurückkommen. Aus drei Gründen halte ich den vorgeschlagenen Termin für unrealistisch: Erstens fehlen uns noch die Freigaben aus der Rechtsabteilung, und die brauchen erfahrungsgemäß mindestens zwei Wochen. Zweitens ist Maria, unsere Projektleiterin, ab nächster Woche im Urlaub. Drittens haben wir parallel noch das Wagner-Projekt laufen. Mein Vorschlag: Wir verschieben die Deadline um drei Wochen. Das gibt uns den nötigen Puffer und erhöht die Qualität des Ergebnisses deutlich.“
2.6 Rhetorische Mittel für mehr Überzeugungskraft
Ein passendes rhetorisches Mittel kann Ihre Aussage verstärken und Ihrem Beitrag eine größere Wirkung verleihen:
Rhetorische Fragen
„Wollen wir wirklich das Risiko eingehen, dass …“
„Was passiert, wenn wir jetzt nicht reagieren?“
„Ist es nicht genau das, was wir vermeiden wollten?“
Metaphern und Vergleiche
„Das ist wie ein Tanker – wir können den Kurs nicht von heute auf morgen ändern.“
„Wir bauen hier gerade am Fundament. Wenn das nicht stabil ist, nützt uns der schönste Aufbau nichts.“
Kontrastierung
„Entweder wir investieren jetzt die Zeit, oder wir bezahlen später doppelt.“
„Die Frage ist nicht ob, sondern wie schnell wir das umsetzen.“
Konkrete Bilder
„Stellen Sie sich vor, der Kunde öffnet die Verpackung und sieht …“
„Am Ende des Quartals stehen wir dann vor folgender Situation …“
2.7 Abschluss und Handlungsaufforderung
Beenden Sie Ihren Beitrag mit einer klaren Aussage oder Aufforderung:
Klare Abschlüsse
„Deshalb plädiere ich für Variante B.“
„Aus meiner Sicht sollten wir das vertagen, bis die Zahlen vorliegen.“
„Ich schlage vor, dass wir eine Arbeitsgruppe bilden, die das konkretisiert.“
Abschlüsse mit Handlungsaufforderung
„Können wir das heute entscheiden oder brauchen wir weitere Informationen?“
„Wer könnte diese Aufgabe bis nächste Woche übernehmen?“
„Ich würde gerne mit Ihnen nach dem Meeting noch einmal im Detail darüber sprechen.“
Offene Abschlüsse für Diskussionen
„Das ist meine Einschätzung. Wie sehen die anderen das?“
„Ich bin gespannt auf Ihre Perspektive dazu.“
„Vielleicht übersehe ich etwas – welche Aspekte sollten wir noch berücksichtigen?“
2.8 Beispiele für vollständige Meeting-Beiträge
Wie schon Quintilian bemerkte, lernt man Rhetorik am besten durch Beispiele. Diese Formulierungen können Ihnen helfen:
Kurzer Beitrag (Zustimmung mit Ergänzung)
„Dem Vorschlag von Herrn Schneider stimme ich zu. Ich würde noch hinzufügen, dass wir auch die IT frühzeitig einbinden sollten. Die brauchen für solche Umstellungen mindestens zwei Wochen Vorlauf. Wenn wir das jetzt anstoßen, sind wir zeitlich auf der sicheren Seite.“
Mittellanger Beitrag (Sachdarstellung mit Vorschlag)
„Ich habe die Zahlen aus dem Marketing-Dashboard ausgewertet. Die Conversion-Rate ist im letzten Monat um 15 Prozent gesunken. Das liegt hauptsächlich an den längeren Ladezeiten auf der Produktseite. Die Analyse zeigt: Jede Sekunde Verzögerung kostet uns etwa 200 potenzielle Kunden pro Woche. Ich schlage vor, dass wir das technische Team bitten, die Performance zu optimieren. Das sollte innerhalb einer Woche machbar sein und hätte sofortige Wirkung.“
Ausführlicher Beitrag (Einwand mit Gegenvorschlag)
„Ich möchte auf den Vorschlag zurückkommen, die Produktion zu verlagern. Ich verstehe die Kostenargumente, aber ich sehe drei kritische Punkte, die wir nicht unterschätzen sollten:
Erstens haben wir am aktuellen Standort ein eingespieltes Team mit 15 Jahren Erfahrung. Diese Expertise lässt sich nicht einfach transferieren.
Zweitens liegt unser Standort strategisch günstig zwischen den drei Hauptabnehmern. Eine Verlagerung würde die Lieferzeiten um durchschnittlich drei Tage verlängern – in unserer Branche ein echter Wettbewerbsnachteil.
Drittens unterschätzen wir meiner Meinung nach die Anlaufkosten. Aus einem ähnlichen Projekt bei Firma X weiß ich: Die Umstellung hat dort fast ein Jahr gedauert und 30 Prozent mehr gekostet als geplant.
Mein Gegenvorschlag wäre: Wir optimieren die Prozesse am bestehenden Standort. Meine Überschlagsrechnung zeigt, dass wir mit gezielten Effizienzmaßnahmen etwa 60 Prozent der erhofften Einsparungen erreichen können – ohne die Risiken einer Verlagerung. Ich könnte dazu bis nächste Woche eine detaillierte Analyse vorlegen.“
2.9 Besonderheiten für verschiedene Meeting-Situationen
Je nach Meeting-Typ können Sie Ihre Beiträge anpassen, um der Situation gerecht zu werden. Hier finden Sie Hinweise und Beispielformulierungen für verschiedene Situationen:
2.9.1 Für Projekt-Meetings
Hier sollte Ihr Beitrag konkret, lösungsorientiert und zeitbewusst sein. Status-Updates und nächste Schritte stehen im Vordergrund.
Beispielformulierung Status-Update
„Zum aktuellen Stand beim Teilprojekt Kundendatenbank: Wir liegen im Zeitplan, haben aber gestern ein technisches Problem identifiziert. Die gute Nachricht: Es gibt eine Lösung, die kostet uns aber zwei zusätzliche Entwicklertage. Ich habe das mit der IT abgestimmt, die können ab Mittwoch daran arbeiten. Dann bleiben wir trotzdem in der Deadline.“
Beispielformulierung Problem mit Lösungsvorschlag
„Wir haben ein Problem beim Lieferanten für die Verpackungen. Die können den Termin nicht halten, frühestens 10 Tage später. Ich habe aber zwei Alternativen geprüft: Firma Schmidt könnte in der Zeit liefern, kostet 8 Prozent mehr. Oder wir schieben den Launch um eine Woche. Ich tendiere zu Firma Schmidt – die Mehrkosten relativieren sich, wenn wir den Markttermin halten können.“
2.9.2 Für strategische Meetings und Entscheidungsrunden
Ein durchdachterer Ton ist angemessen. Betonen Sie langfristige Perspektiven und Zusammenhänge.
Beispielformulierung strategische Überlegung
„Bei dieser Entscheidung sollten wir auch die Marktentwicklung der nächsten drei Jahre berücksichtigen. Die aktuelle Studie von Gartner prognostiziert einen Wandel in genau diese Richtung. Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, können wir diesen Trend nicht nur begleiten, sondern aktiv mitgestalten. Das bedeutet: Kurzfristig höhere Investitionen, aber mittelfristig eine deutlich stärkere Marktposition.“
Beispielformulierung Risikobewertung
„Ich möchte das Risikoprofil beleuchten. Auf der einen Seite haben wir die Chance auf 30 Prozent Umsatzsteigerung. Auf der anderen Seite binden wir erhebliche Ressourcen und gehen ein Reputationsrisiko ein, wenn es nicht klappt. Meine Empfehlung: Wir starten mit einem Pilotprojekt. Das gibt uns nach sechs Monaten belastbare Daten für die Entscheidung über den Rollout – ohne das volle Risiko.“
2.9.3 Für Kreativ-Meetings und Brainstormings
Ihr Beitrag darf offener, assoziativ und auch unkonventionell sein. Hier zählt Inspiration statt Präzision.
Beispielformulierung Ideen-Input
„Was wäre, wenn wir das komplett anders denken? Statt die Kunden zu uns zu bringen, gehen wir zu ihnen. Eine Art Pop-up-Erlebnis an unerwarteten Orten. Ich habe das letzte Woche bei einer anderen Marke gesehen – die Reaktionen waren überragend. Müsste man natürlich für uns anpassen, aber die Grundidee könnte funktionieren.“
Beispielformulierung kreatives Verknüpfen
„Ich knüpfe mal an den Vorschlag von Frau Weber an und spinne das weiter: Wenn wir das mit dem Gamification-Ansatz verbinden, den Thomas vorhin erwähnt hat, könnte daraus etwas wirklich Neues entstehen. Die Nutzer sammeln Punkte, aber nicht virtuell, sondern als echte Erlebnisse. Hat jemand spontan eine Idee, wie man das konkretisieren könnte?“
2.9.4 Für Krisenmeetings
Ihr Beitrag sollte klar, sachlich und lösungsorientiert sein – ohne Schuldzuweisungen oder Panik.
Beispielformulierung Krisenbeitrag
„Die Situation ist ernst, aber nicht aussichtslos. Ich schlage folgendes Vorgehen vor: Erstens klären wir bis heute Abend mit dem Kunden, ob Variante B für ihn akzeptabel ist. Zweitens stelle ich zwei Leute aus meinem Team ab, die beim Debugging helfen können. Drittens ziehen wir zur Sicherheit noch die externe Entwicklerin hinzu, die das System aufgesetzt hat. Damit hätten wir eine realistische Chance, das bis Freitag zu lösen.“
3. Besonderheiten bei Meetings im Hotel
Meetings außerhalb des Büros – in Hotels, Tagungszentren oder Konferenzräumen – folgen eigenen Regeln. Die Atmosphäre ist formeller, die Erwartungen höher, die Aufmerksamkeit geschärfter. Wer hier spricht, steht mehr im Fokus als im alltäglichen Büromeeting.
3.1 Die veränderte Atmosphäre
Bei einem Meeting im Hotel ist alles anders. Die Umgebung ist neutral, niemand sitzt im eigenen Terrain. Das schafft einerseits eine gewisse Gleichheit – andererseits auch Unsicherheit. Die gewohnte Kaffeemaschine fehlt, der vertraute Besprechungsraum, die informellen Zwischentöne des Büroalltags.
Was das für Ihren Beitrag bedeutet:
- Die Konzentration ist höher – Ihre Wortmeldung wird aufmerksamer verfolgt
- Ablenkungen sind seltener – niemand springt mal eben zum Telefon
- Die Erwartung an Professionalität steigt – man hat sich Zeit genommen, man ist angereist
3.2 Vorbereitung auf Hotelmeetings
Rahmenbedingungen klären
Erkundigen Sie sich vorher:
- Wie ist die Raumbestimmung? U‑Form, Parlament, Stuhlkreis?
- Gibt es Technik für Präsentationen?
- Wie groß ist die Runde?
- Wie lange ist das Meeting angesetzt?
- Gibt es eine straffere Taktung als im Büro?
Ihre Unterlagen vorbereiten
Im Büro holen Sie sich schnell etwas aus dem Regal. Im Hotel haben Sie, was Sie dabei haben. Also:
- Drucken Sie wichtige Dokumente aus
- Haben Sie Zahlen und Fakten griffbereit
- Bereiten Sie eventuell Handouts vor
- Laden Sie Ihren Laptop vollständig auf
Ihre Kleidung
Hotelmeetings sind meist formeller. Das bedeutet nicht zwingend Anzug und Kostüm, aber: eine Stufe gehobener als im Büro. Ihre Kleidung sollte zu Ihrer Position und zu Ihrem Beitrag passen.
3.3 Besondere Redeanlässe im Hotelmeeting
3.3.1 Die Eröffnungsrunde
Oft beginnen Hotelmeetings mit einer Vorstellungsrunde. Viele unterschätzen diesen Moment. Dabei ist er Ihre erste Chance, einen Eindruck zu hinterlassen.
Schwach:
„Ja, hallo, ich bin Thomas Müller, ich bin im Vertrieb, schon seit fünf Jahren.“
Stark:
„Thomas Müller, Vertriebsleitung Süddeutschland. Ich verantworte dort 15 Mitarbeiter und betreue unsere drei größten Kunden. Mein Fokus heute liegt auf der Frage, wie wir die neuen Produkte optimal in den Markt bringen.“
Was Sie nennen sollten:
- Name und Funktion
- Ihr Verantwortungsbereich oder Ihre Expertise
- Eventuell Ihr spezielles Interesse am heutigen Thema
- Bei internationalen Meetings: Standort
Länge: 20 bis 30 Sekunden. Nicht mehr.
3.3.2 Die Präsentation vor der Gruppe
Im Hotelmeeting sind Präsentationen häufiger als im Tagesgeschäft. Sie stehen auf, Sie gehen nach vorne, alle schauen Sie an. Das ist etwas anderes als ein Wortbeitrag vom Platz aus.
Technische Vorbereitung:
- Testen Sie die Technik vorher (Beamer, Mikrofon, Klicker)
- Haben Sie einen Plan B, falls die Technik ausfällt
- Speichern Sie Ihre Präsentation auf USB-Stick UND in der Cloud
- Bringen Sie Ihre eigenen Adapter mit (HDMI, USB‑C etc.)
Ihr Auftritt:
- Stehen Sie ruhig und aufrecht
- Wandern Sie nicht nervös herum
- Sprechen Sie zum Publikum, nicht zur Leinwand
- Nutzen Sie Blickkontakt zu verschiedenen Personen
- Setzen Sie bewusst Pausen nach wichtigen Aussagen
Ihre Sprache:
- Deutlicher und langsamer als im Büro
- Gliedern Sie klar: „Erstens … Zweitens … Drittens …“
- Kündigen Sie Übergänge an: „Damit komme ich zum zweiten Punkt …“
- Fassen Sie am Ende zusammen: „Die drei wesentlichen Punkte waren …“
Beispiel für einen guten Präsentationseinstieg:
„Guten Morgen. Ich möchte Ihnen in den nächsten 15 Minuten zeigen, warum unser Projekt hinter dem Zeitplan liegt, welche drei Faktoren dafür verantwortlich sind und welche konkreten Maßnahmen ich vorschlage, um das aufzuholen. Am Ende haben wir fünf Minuten für Ihre Fragen.“
Dieser Einstieg sagt in 20 Sekunden alles Wichtige: Thema, Dauer, Struktur, Erwartung.
3.3.3 Die Strategiediskussion
Hotelmeetings dienen oft der strategischen Ausrichtung. Die Diskussionen sind grundsätzlicher, langfristiger, manchmal auch politischer als im Alltag.
Ihre Beiträge sollten:
- Den größeren Zusammenhang im Blick haben
- Nicht im Klein-Klein stecken bleiben
- Langfristige Konsequenzen berücksichtigen
- Verschiedene Interessenlagen einbeziehen
Beispielformulierung für strategische Beiträge:
„Wenn wir diese Entscheidung heute treffen, müssen wir drei langfristige Auswirkungen bedenken: Erstens positionieren wir uns damit für die nächsten drei Jahre in Richtung … Zweitens senden wir ein Signal an den Markt, dass … Drittens bindet das Ressourcen, die uns für andere Projekte fehlen werden. Ich schlage deshalb vor, dass wir …“
3.4 Kulturelle Besonderheiten bei internationalen Hotelmeetings
Wenn Teilnehmer aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, gelten zusätzliche Regeln:
Sprache:
- Sprechen Sie klares, nicht zu schnelles Deutsch oder Englisch
- Vermeiden Sie Dialekt und Fachslang
- Erklären Sie kulturspezifische Begriffe
- Prüfen Sie durch Rückfragen, ob Sie verstanden wurden
Kommunikationsstil:
- In manchen Kulturen ist direkter Widerspruch unhöflich
- In anderen gilt indirektes Sprechen als ineffizient
- Informieren Sie sich vorher über die Gepflogenheiten
- Im Zweifel: höflich, aber klar
Beispiel für kultursensibles Widersprechen:
Statt: „Das ist falsch.“ Besser: „Ich habe eine andere Perspektive auf diesen Punkt. Aus meiner Sicht …“
3.5 Die Pausen nutzen
Kaffee- und Mittagspausen sind bei Hotelmeetings oft wichtiger als die formellen Sitzungen. Hier entstehen Allianzen, hier werden Meinungen geformt, hier wird informell geklärt, was formal später beschlossen wird.
Strategien für die Pausennutzung:
- Suchen Sie gezielt Gespräche mit Schlüsselpersonen
- Testen Sie Ihre Ideen im informellen Rahmen
- Holen Sie Feedback zu Ihrem Beitrag ein
- Bauen Sie Brücken zu Kritikern
- Aber: Drängen Sie sich nicht auf – dosieren Sie es
Gesprächseinstiege in der Pause:
„Herr Schneider, ich würde gerne Ihre Einschätzung zu meinem Vorschlag hören …“
„Frau Weber, Sie hatten vorhin einen interessanten Punkt angesprochen. Können Sie mir das näher erläutern?“
„Ich habe den Eindruck, dass mein Beitrag auf Skepsis gestoßen ist. Was kann ich klären?“
3.6 Die Abendveranstaltung
Viele Hotelmeetings enden mit einem gemeinsamen Abendessen. Auch das ist Teil der Veranstaltung, auch wenn es informeller zugeht.
Fettnäpfchen vermeiden:
- Trinken Sie maßvoll – Alkohol lockert, aber er enthemmt auch
- Bleiben Sie professionell, auch wenn die Atmosphäre privater wird
- Keine Lästereien über Abwesende
- Keine zu privaten Themen bei flüchtigen Bekanntschaften
Chancen nutzen:
- Vertiefen Sie Kontakte
- Zeigen Sie Ihre persönliche Seite
- Hören Sie zu – Sie lernen viel über Ihre Kollegen
- Aber bleiben Sie authentisch – verbiegen Sie sich nicht
3.7 Übernachtung im Hotel: Die Vor- und Nachbereitung
Wenn Sie im Hotel übernachten, haben Sie Abstand vom Alltag. Nutzen Sie das.
Am Abend vorher:
- Gehen Sie Ihre Unterlagen noch einmal durch
- Überlegen Sie sich Ihre drei wichtigsten Botschaften
- Visualisieren Sie Ihren Auftritt
- Schlafen Sie ausreichend – Übermüdung macht Sie weniger schlagfertig
Am Morgen danach:
- Gehen Sie Ihre Notizen durch
- Fassen Sie wichtige Punkte zusammen
- Definieren Sie Ihre nächsten Schritte
- Schreiben Sie wichtige Follow-ups auf, solange Sie es noch frisch im Kopf haben
3.8 Typische Fehler bei Hotelmeetings
Der Heimvorteil-Irrtum
Manche meinen, sie müssten im Hotel besonders imposant auftreten, weil „es ja was Besonderes ist“. Das Gegenteil ist richtig: Authentizität zählt mehr denn je. Wer schauspielert, wird durchschaut.
Die Technik-Katastrophe
Sie haben eine tolle Präsentation – aber der Beamer funktioniert nicht. Oder das Format stimmt nicht. Oder Ihr Laptop findet das WLAN nicht. Haben Sie immer einen Plan B: Können Sie Ihre Punkte auch ohne Technik vermitteln?
Der Marathon-Redner
Im Hotel meint man manchmal, man müsse die Anreise rechtfertigen durch besonders ausführliche Beiträge. Falsch. Auch hier gilt: Prägnanz siegt über Länge.
Die Isolation
Manche ziehen sich in den Pausen zurück, checken Mails, telefonieren. Sie verpassen damit die wichtigsten Momente. Die Gespräche zwischen den Gesprächen sind oft entscheidender als die formellen Redebeiträge.
3.9 Checkliste für Ihr Hotelmeeting
Einen Tag vorher:
- [ ] Anreise und Übernachtung geklärt
- [ ] Agenda studiert und eigene Beiträge vorbereitet
- [ ] Unterlagen ausgedruckt und gepackt
- [ ] Technik überprüft (Laptop geladen, Adapter dabei, USB-Stick mit Präsentation)
- [ ] Kleidung ausgewählt
- [ ] Kontaktdaten der wichtigsten Personen notiert
Am Morgen des Meetings:
- [ ] Ausgeschlafen und pünktlich erschienen
- [ ] Raum und Technik vor Beginn gecheckt
- [ ] Eigene Notizen und Kernbotschaften griffbereit
- [ ] Kurz durchgeatmet und mental vorbereitet
Während des Meetings:
- [ ] Aktiv zugehört und Notizen gemacht
- [ ] Beiträge im richtigen Moment platziert
- [ ] Pausen für informelle Gespräche genutzt
- [ ] Visitenkarten ausgetauscht (falls relevant)
Nach dem Meeting:
- [ ] Wichtigste Erkenntnisse notiert
- [ ] Follow-up-Mails vorbereitet
- [ ] Kontakte in Ihr System übertragen
- [ ] Selbstreflexion: Was lief gut, was anders beim nächsten Mal?
4. Vorbereitung Ihrer Meeting-Beiträge
Spontaneität wird überschätzt. Die besten „spontanen“ Beiträge sind oft gut vorbereitet. Eine solide Vorbereitung gibt Ihnen Sicherheit und erhöht Ihre Überzeugungskraft. Hier einige Tipps für Ihre Vorbereitung:
4.1 Agenda studieren
Sehen Sie sich die Tagesordnung genau an. Bei welchen Punkten wollen oder müssen Sie sich äußern? Was sind die strittigen Fragen? Wo liegt Ihr Expertenwissen?
4.2 Kernbotschaft formulieren
Überlegen Sie sich für jeden wichtigen Punkt Ihre Kernbotschaft: Was ist das Eine, das bei den anderen hängen bleiben soll?
4.3 Argumente sammeln
Notieren Sie die drei stärksten Argumente für Ihre Position. Suchen Sie nach Zahlen, Fakten oder Beispielen, die Ihre Position stützen.
4.4 Gegenargumente antizipieren
Welche Einwände könnten kommen? Wie begegnen Sie diesen? Wer könnte widersprechen und warum?
4.5 Formulierungen notieren
Schreiben Sie sich Schlüsselformulierungen auf – nicht als vollständigen Text, sondern als Stichworte. Das gibt Ihnen Sicherheit, ohne dass Sie ablesen müssen.
4.6 Worst-Case-Szenario durchspielen
Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Sie werden unterbrochen? Man widerspricht Ihnen? Ihr Vorschlag wird abgelehnt? Überlegen Sie sich, wie Sie damit umgehen.
5. Körpersprache und Stimme
Ihre Worte sind nur ein Teil der Rede-Botschaft. Wie Sie sprechen, ist mindestens genauso wichtig wie das, was Sie sagen.
5.1 Körperhaltung
- Sitzen oder stehen Sie aufrecht, aber nicht steif
- Halten Sie Blickkontakt mit verschiedenen Personen im Raum
- Vermeiden Sie verschränkte Arme (wirkt defensiv)
- Nutzen Sie Gesten, um Ihre Aussagen zu unterstreichen – aber übertreiben Sie nicht
5.2 Stimme
- Sprechen Sie in angemessener Lautstärke – deutlich, aber nicht aggressiv
- Variieren Sie Ihr Sprechtempo: Wichtiges langsamer, Nebensächliches zügiger
- Setzen Sie bewusst Pausen: Nach wichtigen Aussagen, vor Pointen
- Vermeiden Sie Füllwörter wie „äh“, „also“, „quasi“
5.3 Blickkontakt
Schauen Sie nicht auf Ihre Notizen, nicht aus dem Fenster, nicht auf den Tisch. Suchen Sie den Blick der anderen. Das signalisiert Selbstsicherheit und Aufrichtigkeit.
5.4 Authentisch bleiben
Die beste Körpersprache ist die, die zu Ihnen passt. Verbiegen Sie sich nicht. Wer versucht, jemand anderes zu sein, wirkt unglaubwürdig.
6. Umgang mit Unterbrechungen und Widerspruch
In Meetings werden Sie unterbrochen. Man widerspricht Ihnen. Das gehört dazu. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen.
6.1 Bei Unterbrechungen
„Einen Moment noch, ich bin gleich fertig.“
„Lassen Sie mich den Gedanken zu Ende bringen, dann gerne.“
„Ich verstehe Ihren Punkt, darf ich meinen Gedanken noch abschließen?“
Bei wiederholten Unterbrechungen, ruhig aber bestimmt:
„Ich würde gerne ausreden. Dann können Sie Ihre Position darlegen.“
6.2 Bei Widerspruch
Bleiben Sie sachlich. Nehmen Sie es nicht persönlich. Guter Widerspruch schärft Argumente.
„Ich verstehe Ihren Einwand. Sehen Sie das nicht aus folgendem Grund anders: …“
„Das ist ein wichtiger Punkt. Gleichzeitig müssen wir berücksichtigen, dass …“
„Sie haben recht, dieser Aspekt ist kritisch. Deshalb schlage ich ja vor, dass …“
6.3 Bei unfairer Kritik
„Das sehe ich anders. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: …“
„Ich bitte Sie, bei der Sache zu bleiben und nicht persönlich zu werden.“
„Lassen Sie uns sachlich bleiben. Worum geht es konkret?“
6.4 Bei Totschlagargumenten
„Das haben wir immer so gemacht“ → „Genau deshalb ist es Zeit, es zu überdenken.“
„Das ist unrealistisch“ → „Welche konkreten Hindernisse sehen Sie?“
„Das kostet zu viel“ → „Verglichen womit? Und was kostet es, wenn wir es nicht tun?“
7. Digitale Meetings – Besonderheiten
Videokonferenzen funktionieren anders als Präsenzmeetings. Ihre Wortbeiträge brauchen hier besondere Anpassungen:
7.1 Technische Vorbereitung
Testen Sie Mikrofon und Kamera vorher. Sorgen Sie für gute Beleuchtung. Ihr Hintergrund sollte professionell wirken. Schließen Sie andere Programme, die Ihre Aufmerksamkeit stehlen könnten.
7.2 Melden Sie sich aktiv
Nutzen Sie die Hand-heben-Funktion. Oder sagen Sie deutlich: „Ich hätte etwas dazu.“ In Videocalls gehen Wortmeldungen leichter unter als im Raum.
7.3 Sprechen Sie langsamer und deutlicher
Tonübertragungen sind oft leicht verzögert. Sprechen Sie etwas langsamer als gewöhnlich und artikulieren Sie klar.
7.4 Schauen Sie in die Kamera
Nicht auf den Bildschirm, sondern direkt in die Kamera. Das erzeugt den Eindruck von Blickkontakt.
7.5 Vermeiden Sie Multitasking
E‑Mails nebenbei zu beantworten sieht man. Ihre Konzentration leidet. Und Ihr Ansehen auch.
7.6 Nutzen Sie den Chat gezielt
Der Chat eignet sich für:
- Links und Dokumente teilen
- Rückfragen stellen, wenn der Redefluss nicht unterbrochen werden soll
- Zustimmung signalisieren
Aber nicht für ausführliche Diskussionen parallel zum Meeting.
8. Praktische Tipps für Ihren Auftritt
- Notieren Sie sich Ihre Hauptpunkte auf einem Blatt Papier, das Sie vor sich liegen haben
- Atmen Sie vor Ihrem Beitrag bewusst durch – das senkt die Nervosität
- Beginnen Sie stark: Der erste Satz setzt den Ton für den Rest
- Nennen Sie Zahlen und Fakten statt vager Vermutungen
- Sprechen Sie in Bildern wenn möglich – das bleibt besser haften
- Beenden Sie klar: Ihr letzter Satz sollte Ihre Position auf den Punkt bringen
- Machen Sie sich Notizen zu den Beiträgen anderer – darauf können Sie Bezug nehmen
9. Die nachhaltige Wirkung guter Meeting-Beiträge
Überzeugende Beiträge in Meetings können auch für Ihre Karriere eine katalytische Wirkung haben. Wie Studien zur Wahrnehmung im beruflichen Kontext zeigen, werden Menschen, die sich in Meetings klar und konstruktiv äußern, als kompetenter und führungsstärker eingeschätzt.
Ihre Meeting-Beiträge sind mehr als Wortmeldungen – sie sind Visitenkarten Ihrer Professionalität. Sie zeigen, wie Sie denken, wie Sie analysieren, wie Sie mit Widerspruch umgehen.
Wer in Meetings wirkungsvoll spricht, schafft damit nicht nur im Moment etwas, sondern baut über die Zeit eine Position auf: als jemand, dem man zuhört, dessen Urteil zählt, dessen Meinung Gewicht hat.
10. Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
10.1 Zu lange reden
Das Problem: Sie verlieren die Aufmerksamkeit. Menschen schalten ab. Ihre wichtigsten Punkte gehen unter.
Die Lösung: Setzen Sie sich ein Zeitlimit. Üben Sie, Ihre Kernbotschaft in 60 Sekunden zu formulieren. Alles andere ist Zusatz.
Rettungsformulierung, wenn Sie merken, dass Sie abschweifen: „Kurz gesagt: …“ oder „Der entscheidende Punkt ist: …“
10.2 Zu vage bleiben
Das Problem: „Wir sollten da was machen“ oder „Das müssen wir uns mal anschauen“ sind keine Beiträge, die etwas bewegen.
Die Lösung: Werden Sie konkret. Wer macht was bis wann? Welche Ressourcen braucht es? Was ist das erwartete Ergebnis?
Bessere Formulierungen: „Ich schlage vor, dass Maria und Tom bis nächsten Mittwoch drei Lösungsansätze ausarbeiten.“ „Wir brauchen dafür ein Budget von 15.000 Euro und zwei Entwickler für drei Wochen.“
10.3 Sich entschuldigen
Das Problem: „Das ist vielleicht eine dumme Frage, aber …“ oder „Ich bin mir nicht sicher, ob das relevant ist, aber …“ schwächt Ihre Position, bevor Sie überhaupt angefangen haben.
Die Lösung: Streichen Sie diese Floskeln. Stehen Sie zu Ihrer Frage oder Ihrem Beitrag.
Statt: „Sorry, wenn ich da kurz einhaken darf …“ Besser: „Dazu habe ich eine Frage: …“
Statt: „Ich will nicht nerven, aber …“ Besser: „Ein wichtiger Punkt wurde noch nicht angesprochen: …“
10.4 Keine klare Position beziehen
Das Problem: „Man könnte sagen …“ oder „Es gibt verschiedene Perspektiven …“ – wer sich nicht positioniert, wird nicht ernst genommen.
Die Lösung: Sagen Sie klar, was Sie denken. Sie müssen nicht immer recht haben. Aber Sie müssen eine Haltung haben.
Schwach: „Man könnte das so oder so sehen …“ Stark: „Ich sehe das so: Wir sollten … weil …“
10.5 Emotional werden
Das Problem: Wer laut wird, unsachlich wird oder persönlich angreift, hat argumentativ schon verloren.
Die Lösung: Auch bei Ärger oder Frustration: sachlich bleiben. Die stärksten Argumente gewinnen durch Ruhe und Klarheit, nicht durch Lautstärke.
Wenn Sie merken, dass Emotionen hochkochen: „Ich brauche einen Moment, um das zu sortieren.“ „Lassen Sie uns das sachlich besprechen.“ „Mir liegt viel daran, dass wir hier zu einer guten Lösung kommen.“
10.6 Monologisieren statt dialogisieren
Das Problem: Sie halten einen Vortrag statt einen Dialog zu führen. Niemand kann einhaken, niemand fühlt sich einbezogen.
Die Lösung: Bauen Sie Fragen ein. Suchen Sie Anknüpfungspunkte zu anderen Beiträgen. Laden Sie andere zum Mitdenken ein.
Dialogisch formuliert: „Sehen Sie das auch so?“ „Wie würden Sie das einschätzen, Frau Müller?“ „Ergänzen Sie mich gerne, wenn ich etwas übersehe.“
11. Spezielle Situationen meistern
11.1 Wenn Sie neu im Team sind
Als Neue im Team müssen Sie die Balance finden: kompetent auftreten, ohne überheblich zu wirken. Respekt zeigen, ohne sich klein zu machen.
Gute Einstiegsformulierungen: „Ich bin noch nicht lange dabei, aber eine Frage, die sich mir stellt, ist …“
„Aus meiner vorherigen Erfahrung bei [Firma/Projekt] kenne ich folgende Herangehensweise …“
„Korrigieren Sie mich, wenn ich etwas übersehe, aber mir scheint …“
11.2 Wenn Sie der Vorgesetzten widersprechen müssen
Heikle Situation. Sie wollen nicht als aufsässig gelten, aber Sie müssen Ihren Punkt anbringen.
Respektvoll, aber klar: „Ich verstehe Ihre Überlegung, Herr Schmidt. Gleichzeitig sehe ich folgendes Problem …“
„Das ist ein guter Ansatz. Ich hätte eine Ergänzung, die vielleicht einen kritischen Aspekt berücksichtigt …“
„Darf ich eine andere Perspektive einbringen? Aus Sicht der Umsetzung könnte es schwierig werden, weil …“
11.3 Wenn Sie überstimmt werden
Sie haben argumentiert, aber die Mehrheit sieht es anders. Wie reagieren Sie?
Professionell verlieren: „Ich bleibe bei meiner Position, aber ich akzeptiere die Entscheidung und unterstütze die Umsetzung.“
„Ich habe meine Bedenken geäußert. Wenn wir das so beschließen, sollten wir zumindest … berücksichtigen.“
„In Ordnung. Ich dokumentiere meine Einwände, damit wir bei der Evaluation darauf zurückkommen können.“
11.4 Wenn jemand Ihre Idee als seine ausgibt
Ärgerlich, aber kommt vor. Bleiben Sie diplomatisch, aber stellen Sie klar.
Höflich, aber bestimmt: „Ich freue mich, dass mein Vorschlag von vorhin jetzt Anklang findet. Lassen Sie mich noch ergänzen …“
„Ja, genau das hatte ich vorhin angesprochen. Was ich dazu noch sagen wollte …“
„Gut, dass Sie das aufgreifen. Als ich das vor zehn Minuten vorgeschlagen habe, war die Reaktion noch verhalten. Was hat sich geändert?“
11.5 Wenn Sie die einzige Frau im Meeting sind
Leider immer noch Realität in vielen Branchen: Sie werden unterbrochen, übergangen oder nicht ernst genommen.
Strategien:
- Lassen Sie sich nicht unterbrechen. Sprechen Sie ruhig weiter oder sagen Sie: „Ich bin noch nicht fertig.“
- Fordern Sie explizit Redezeit ein: „Ich möchte dazu etwas sagen.“
- Verbünden Sie sich vorher mit Kollegen, die Sie unterstützen können
- Dokumentieren Sie Ihre Beiträge schriftlich (E‑Mail vor/nach dem Meeting)
Formulierungen:
„Lassen Sie mich ausreden, dann können Sie Ihre Sicht darlegen.“
„Ich hatte bereits einen Vorschlag gemacht, der nicht aufgegriffen wurde. Können wir darauf zurückkommen?“
„Genau das habe ich vor fünf Minuten gesagt. Ich freue mich, dass es jetzt gehört wird.“
11.6 Wenn das Meeting aus dem Ruder läuft
Chaos, Durcheinander, alle reden gleichzeitig. Sie wollen zur Ordnung rufen, ohne als Spielverderber zu gelten.
Strukturierend eingreifen: „Moment – ich glaube, wir verlieren gerade den roten Faden. Können wir kurz zusammenfassen, wo wir stehen?“
„Darf ich vorschlagen, dass wir der Reihe nach vorgehen? Sonst kommen wir nicht weiter.“
„Ich merke, dass wir gerade mehrere Themen gleichzeitig diskutieren. Können wir eines nach dem anderen behandeln?“
12. Die Nachbereitung: Was nach dem Meeting zählt
Ein guter Meeting-Beitrag endet nicht, wenn das Meeting vorbei ist. Die Nachbereitung entscheidet oft darüber, ob Ihre Punkte tatsächlich umgesetzt werden.
12.1 Dokumentieren Sie Ihre Punkte
Wenn Sie wichtige Punkte gemacht haben, fassen Sie diese in einer kurzen E‑Mail zusammen – an die relevanten Personen, eventuell in Kopie an alle Teilnehmer.
Beispiel: „Zur Zusammenfassung meines Beitrags im heutigen Meeting: Ich schlage vor, dass wir … [konkrete Punkte]. Nächste Schritte aus meiner Sicht: … Ich würde das gerne bis … vorantreiben.“
12.2 Bleiben Sie dran
Wenn etwas beschlossen wurde, haken Sie nach. Freundlich, aber bestimmt.
„Wie ist der Stand bei …?“ „Brauchen Sie noch Informationen von mir zu …?“ „Können wir einen Termin vereinbaren, um … zu konkretisieren?“
12.3 Bauen Sie Allianzen auf
Wenn Sie Widerstand gespürt haben, suchen Sie das Gespräch unter vier Augen. Oft lassen sich Bedenken in einem ruhigen Zweiergespräch besser ausräumen als im großen Meeting.
12.4 Reflektieren Sie Ihren Auftritt
Was lief gut? Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen? Wurden Sie gehört? Haben Sie Ihre Punkte klar gemacht? Wo waren Sie zu vage oder zu weitschweifend?
Diese Selbstreflexion macht Sie mit jedem Meeting besser.
13. Trainieren Sie Ihre Meeting-Rhetorik
Wie jede Fähigkeit lässt sich auch Ihre Meeting-Rhetorik trainieren. Hier einige praktische Übungen:
13.1 Die 60-Sekunden-Übung
Nehmen Sie ein aktuelles Thema aus Ihrem Arbeitsalltag. Stellen Sie einen Timer auf 60 Sekunden. Formulieren Sie Ihre Position zu diesem Thema – mit Problem, Argument und Lösungsvorschlag. In genau 60 Sekunden.
Diese Übung zwingt Sie zur Präzision. Sie lernen, Unwichtiges wegzulassen und zum Kern zu kommen.
13.2 Die Gegenargument-Übung
Nehmen Sie Ihre eigene Position zu einem Thema. Jetzt argumentieren Sie dagegen. So scharf Sie können. Das hilft Ihnen, Schwachstellen in Ihrer Argumentation zu erkennen und Gegenargumente zu antizipieren.
13.3 Die Aufnahme-Übung
Nehmen Sie sich mit dem Smartphone auf, wenn Sie einen Beitrag üben. Hören Sie sich an. Achten Sie auf:
- Füllwörter („äh“, „also“, „sozusagen“)
- Unklare Formulierungen
- Zu schnelles oder zu langsames Sprechen
- Monotone Stimme
Das ist oft unangenehm – aber sehr aufschlussreich.
13.4 Das Feedback-Gespräch
Bitten Sie einen Kollegen, dem Sie vertrauen, um ehrliches Feedback nach Meetings. Wie wirken Sie? Wo sind Sie überzeugend? Wo verlieren Sie die anderen?
13.5 Videostudium
Schauen Sie sich Reden oder Statements von guten Rednern an. Nicht zum Kopieren, sondern zum Lernen: Wie bauen sie ihre Argumente auf? Wie gehen sie mit Unterbrechungen um? Wie beenden sie ihre Beiträge?
14. Der richtige Zeitpunkt für Ihren Beitrag
Timing ist in Meetings fast so wichtig wie Inhalt. Der beste Beitrag verfehlt seine Wirkung, wenn er zum falschen Zeitpunkt kommt. Es gibt keine absolute Regel, doch einige bewährte Orientierungspunkte:
- Früh im Meeting: Wenn Sie einen grundsätzlichen Punkt einbringen wollen, der die weitere Diskussion prägt, sprechen Sie früh. So setzen Sie den Rahmen.
- Nach der Problemdarstellung: Wenn ein Problem beschrieben wurde, ist der natürliche Moment für Lösungsvorschläge. Nutzen Sie diesen Moment.
- Vor der Entscheidung: Wenn eine Entscheidung ansteht und Sie Bedenken haben, äußern Sie diese jetzt – nicht nachträglich.
- Nach Redebeiträgen: Warten Sie, bis Ihr Vorredner seinen Punkt abgeschlossen hat. Unterbrechen Sie nur in begründeten Ausnahmefällen.
Das Wichtigste: Lesen Sie die Situation. Manchmal ist ein späterer Zeitpunkt besser, manchmal müssen Sie den Moment nutzen, sonst ist er vorbei.
Wenn Sie zu spät einsteigen und das Thema bereits abgehakt ist, könnten diese Formulierungen helfen:
„Ich möchte noch einmal auf den Punkt von vorhin zurückkommen …“
„Bevor wir das abhaken, liegt mir noch etwas auf dem Herzen …“
„Darf ich dazu noch etwas ergänzen, auch wenn wir schon weiter sind?“
15. Checkliste für Ihren nächsten Meeting-Beitrag
Vor dem Meeting:
- [ ] Agenda studiert und eigene Punkte identifiziert
- [ ] Kernbotschaft in einem Satz formuliert
- [ ] Drei Hauptargumente notiert
- [ ] Mögliche Gegenargumente durchdacht
- [ ] Eröffnungssatz und Abschlusssatz überlegt
Während des Meeting:
- [ ] Aufmerksam zugehört und Anknüpfungspunkte identifiziert
- [ ] Zum richtigen Zeitpunkt das Wort ergriffen
- [ ] Klar und strukturiert argumentiert
- [ ] Konkrete Beispiele oder Zahlen genannt
- [ ] Auf Gegenargumente sachlich reagiert
- [ ] Mit klarer Aussage oder Handlungsaufforderung geschlossen
Nach dem Meeting:
- [ ] Wichtige Punkte schriftlich zusammengefasst
- [ ] Nächste Schritte definiert und kommuniziert
- [ ] Bei Bedarf Einzelgespräche geführt
- [ ] Eigenen Auftritt reflektiert
Abschließende Gedanken
Effektive Kommunikation in Meetings ist keine angeborene Fähigkeit. Sie ist erlernbar. Sie entwickelt sich mit jeder Wortmeldung, mit jedem Meeting, mit jeder Diskussion.
Die besten Redner in Meetings sind nicht die, die am lautesten sind oder am meisten reden. Es sind die, die im richtigen Moment das Richtige sagen – klar, überzeugend und auf den Punkt.
Ihre Stimme verdient es, gehört zu werden. Ihre Ideen verdienen es, ernst genommen zu werden. Ihre Argumente verdienen es, Wirkung zu entfalten.
Nutzen Sie die Werkzeuge und Techniken aus diesem Artikel. Üben Sie. Reflektieren Sie. Werden Sie besser.
Und dann: Ergreifen Sie das Wort.
Gerne helfe ich Ihnen persönlich dabei, Ihre Meeting-Rhetorik noch wirkungsvoller zu gestalten. Ob in Einzelcoachings, Workshop-Formaten oder durch maßgeschneiderte Redenvorbereitung – gemeinsam entwickeln wir Strategien, die zu Ihnen und Ihrer Situation passen.
Kontaktieren Sie mich einfach ganz unverbindlich.
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Von Frank Rosenbauer, Redenschreiber und Coach seit über 25 Jahren, vor allem bei Unternehmensreden und als Buchautor
Von Frank Rosenbauer, hauptberuflicher Redenschreiber seit über 25 Jahren